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Frederic Handelmann

DC-6B Flugkapitän & mehr

Story

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Das ist Frederic Handelmann schon öfter gelungen. Als Sohn zweier fanatischer Flieger gleich am Beginn seines Lebens, später dann auf unzähligen Flughäfen dieser Welt als Lufthansa-Kapitän.

Und auch, als sich durch mehrere schicksalhafte Begegnungen die Welt der Flying Bulls für ihn öffnete. ‚Auf der Linie‘ lernt man die Welt kennen, die Leidenschaft fürs Fliegen lebt er hier aus. Als Kapitän der mächtigen DC-6B, der B-25J „Mitchell“ und auch im Cockpit seiner heimlichen Liebe, der North American T-6. 

Interview

Frederic, es heißt, dir sei die Fliegerei in die Wiege gelegt worden.

FH: Mein Vater war nicht nur Militärpilot, er war fanatischer Flieger. Wenn er nicht gerade fürs Militär flog, verbrachte er das Wochenende am Flugplatz. Meine Mutter war dort Segelfliegerin. Man kann sich vorstellen, dass ich also schon als kleines Kind immer am Flugplatz war. Als Teenager machte ich gleich den Segelflugschein. Aber so richtig gepackt hat es mich, als ich die Bilder der Flugzeuge sah, die mein Vater in seinem Leben geflogen ist. Allen voran die T-6, auch die T-33. Die Warbirds, die wir jetzt bei den Flying Bulls fliegen, standen bei mir ganz am Anfang. Ein Kreis, der sich schließt.

Du hast einen großen Teil deiner fliegerischen Karriere als Pilot, später dann Kapitän bei der Lufthansa verbracht. Nach der Flugschule die Boeing 737, später dann A330, A340, die MD-11 und schließlich die A350. Wie bist du Teil der Flying Bulls geworden?

FH: Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Ich hatte damals schon das Type Rating auf der T-6 und auch die Kunstflugberechtigung. Außerdem lernte ich seinerzeit unseren heutigen Chefpiloten Raimund Riedmann kennen. Das waren Grundvoraussetzungen, um bei den Flying Bulls überhaupt in Erwägung gezogen zu werden und die T-28 zu fliegen. Eines Tages saß ich mit Sigi Angerer, dem damaligen Chefpiloten im Pilotenraum, als er mich plötzlich fragte, ob ich Interesse hätte, als Kapitän die DC-6 zu fliegen. Da musste ich nicht zweimal überlegen. Und zwei Monate später war ich schon in Alaska in der Ausbildung.

Was macht die Flying Bulls so einzigartig?

FH: Die Art der Fluggeräte und die Art, wie wir sie fliegen. Wir haben weltweit die einzige DC-6, mit der man Passagiere in alter Manier mit Druckkabine befördern kann. Oder europaweit die einzige Mitchell. Dazu die Formationsfliegerei auf Airshows, wo wir mit bis zu fünf unterschiedlichen Typen teilweise Kunstflug machen. Jets, Propellerflugzeuge gemischt, ich wüsste nicht, wo es so etwas sonst noch gibt. Es ist großartig, dass wir die Menschen damit begeistern können. Das macht mich glücklich. Auch weil ich weiß, was alles dahintersteckt und wie groß das Team ist, das das alles erst möglich macht.

Du fliegst die B-25 als Lead in der großen Formation mit den Alpha Jets, der Lightning, der Corsair und der T-28 an deinen Flügeln. Was sind dabei die Herausforderungen?

FH: Man muss einen guten Plan des Displays und der unterschiedlichen Leistungsvermögen der anderen Flugzeuge im Kopf haben. Der Lead zu sein heißt, für alle anderen mitzudenken. Die Alpha Jets mögen es gar nicht, wenn man langsamer als 160 Knoten fliegt. Weil sie sonst in der Formation Klappen fahren bzw. ihre Geschwindigkeit reduzieren müssen. Kurven müssen langsam eingeleitet werden, weil sonst keiner mitkommt. Kommunikation ist auch ein wichtiges Thema. Manöver werden nicht angesagt, Splits allerdings schon wie zum Beispiel: B-25 splitting now! Dann verlässt die B-25 die Formation. ‚Visual‘ heißt, dass wir den anderen sehen. ‚Blind‘, wenn das gerade nicht der Fall ist.

Du warst in den vergangenen Jahren auf unzähligen Airshows unterwegs. Was waren die magischen Momente bisher, die dir für immer in Erinnerung bleiben werden?

FH: Die Airpower ist mein Highlight. Immer. Gar nicht unbedingt die Fliegerei selber. Sondern wenn man nach der Landung an 150.000 Menschen vorbeirollt. Während der Displays blende ich sie völlig aus, aber danach haut einen das umso mehr um. Genauso wie der letzte Flug auf der Flying Legends Airshow in Leads East. Im Verband in enger Formation. Und wir mit der B-25 am Tailend mit Blick auf all die Flugzeuge vor uns. Unglaublich!

Wie gelingt es dir, dich immer wieder auf ein anderes Flugzeug einzustellen? Teilweise fliegst du auch mehrere an einem Tag?

FH: Ich habe immer ‚Quick-References‘ – also meine Handnotizen - mit Power-Settings und Speeds bei mir, die ich vor jedem Flug heraushole. Beim Kunstflug gehe ich die geplanten Manöver im Geist durch und fasse blind zum Auslöser des Fallschirms. Und nachdem die T-6 beim Start sehr giftig sein kann, habe ich mir angewöhnt, alle Hebel wie Fahrwerk, Klappen oder Tailweel-Lock blind zu finden. Früher hätte man Blindfold-Cockpit-Check dazu gesagt.

Welche Eigenschaften braucht man, um ein guter Pilot zu sein?

FH: Ein gutes Maß an fliegerischen Fähigkeiten muss man auf jeden Fall mitbringen. Dazu ein Gespür für Risiken. Man muss Nein sagen können. Bei uns bei den Flying Bulls muss man außerdem sehr gut im Team funktionieren, verlässlich und berechenbar sein. Das macht den Reiz aus. Die Segelfliegerei war für mich eine sehr gute Basis, weil sie mich gelehrt hat, jedes Flugzeug aus dem Gespür heraus zu fliegen.

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Wenn man bei der Airpower an 150.000 Menschen vorbeirollt, dann ist das magisch.

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