Mit dem satten Grollen ihres mächtigen Sternmotors und einer Silhouette, die an die goldene Ära der Propellerflugzeuge erinnert, ist eine echte Legende in Salzburg gelandet. Stolz präsentieren The Flying Bulls das neueste Mitglied ihrer Flotte: die Grumman F8F-2 Bearcat – eine der letzten und leistungsstärksten je gebauten kolbenmotorgetriebenen Jagdmaschinen.
Die Bearcat war Grummans Schwanengesang auf die Ära der Kolbenmotoren: leicht, schnell und kompromisslos kraftvoll. In den letzten Kriegsjahren des Zweiten Weltkriegs entwickelt, sollte sie der US Navy einen entscheidenden Vorteil im Luftkampf verschaffen. Zwar kam sie nicht mehr zum Fronteinsatz, doch sie hinterließ bleibenden Eindruck – mit Rekordwerten im Steigflug und als Publikumsliebling bei Airshows und Kunstflugstaffeln wie den Blue Angels.
Eskil Amdal, CEO von The Flying Bulls, bezeichnet die Bearcat als „den ultimativen Kolbenjäger“ – mit einer Performance, die von keinem anderen Propellerflugzeug ihrer Zeit erreicht wurde. „Sie ist die letzte, stärkste und leistungsfähigste Maschine dieser Ära, bevor die Jets die Bühne betraten“, erklärt er. „Bis heute hält sie den Steigflug-Rekord für Propellerjäger.“ Genau diese Leistung und ihre extreme Seltenheit machten die Bearcat für The Flying Bulls zu einem absoluten Wunschkandidaten. „Weltweit fliegen wohl nur noch sechs oder sieben Bearcats“, so Eskil.
Ikone der Lüfte mit bewegtem Lebenslauf
Die von den Flying Bulls erworbene Maschine BuNo 121776 (Blue Angels Bureau Numbers) sticht mit ihrer tiefblauen Lackierung sofort ins Auge und erinnert damit an ihre Zeit als Flugzeug der Blue Angels. Zuletzt war sie im Besitz des US-amerikanischen Sammlers John O’Connor. „Als ich sie in Chicago besichtigte, hatte der Vorbesitzer ein Post-it angebracht mit der Nachricht: ‚Achtung: Nach diesem Flug willst du nichts anderes mehr fliegen‘“, erinnert sich Eskil schmunzelnd. „Offensichtlich war sie auch sein Lieblingsflugzeug.“ Überhaupt sei es kein leichtes Unterfangen, jemanden zu finden, der bereit ist, sich von einer Bearcat zu trennen. „Das sind Flugzeuge, die man kauft und nie wieder hergibt. Aber für John wurde das Ein- und Aussteigen irgendwann zu mühsam und er wollte, dass die Maschine in gute Hände kommt. Wir fühlen uns geehrt, dass er sich für uns entschieden hat.“
Gezielte Verstärkung
Die Bearcat ist weit mehr als ein Vorzeigeobjekt. Sie übernimmt eine strategische und symbolische Rolle im Formationsflug der Flying Bulls. Da sie den gleichen kraftvollen Pratt & Whitney R-2800 Motor wie die Corsair und die DC-6B der Flotte nutzt, passt sie perfekt ins bestehende Setup. „Wir brauchten eine Maschine, die mindestens auf Augenhöhe mit der Corsair, Lightning und Mustang performt – oder sie sogar noch übertrifft“, so Eskil. „Und da wir mit diesem Motortyp bereits viel Erfahrung haben, können wir sie sicher und effizient betreiben.“
Reise über den Atlantik
Die Überführung der Bearcat war ein Abenteuer für sich. Nach einer sorgfältigen Inspektion und Testflügen in den USA wurde das Flugzeug von Chicago nach Texas geflogen und dann mit eingeklappten Tragflächen vorsichtig auf ein Schiff nach Europa verladen. „Man hätte sie theoretisch auch über den Atlantik fliegen können“, sagt der CEO, „aber mit einer so seltenen, für uns neuen einmotorigen Maschine wäre das Risiko einfach zu hoch gewesen. Wenn über dem Atlantik etwas schiefgeht, hat man einen Schatz verloren. Der Seeweg war die sicherere Wahl.“ Die letzte Etappe von Belgien nach Salzburg wurde wieder von Eskil Amdal persönlich geflogen. Dabei kam es über dem Chiemsee zu einem Rendezvous mit zwei weiteren Maschinen der Flying Bulls als Eskorte: „Das war unsere Art, die Bearcat gebührend willkommen zu heißen.“
Hangar-7 und Airshows
Aktuell wird die Bearcat für die europäische Zulassung vorbereitet – einschließlich dezent integrierter moderner Avionik wie Transponder und Funkgerät, um die ursprüngliche Ästhetik des Cockpits zu erhalten. „Wir versuchen, alles so authentisch wie möglich zu belassen, müssen aber natürlich auch die Vorschriften einhalten“, erklärt Eskil. „Es ist immer eine Gratwanderung, der Geschichte des Flugzeugs treu zu bleiben und es gleichzeitig für den heutigen Luftraum fit zu machen.“ Bald wird die Bearcat im Hangar-7 zu sehen sein und bei Airshows für Gänsehaut sorgen. „Wir haben vor, sie in Formation mit der Corsair, der Lightning und der Mustang zu fliegen. Das wäre ein spektakuläres Viererdisplay“, so Eskil. „Aber auch solo ist sie dank ihrer Geschwindigkeit, Power und ihres unverkennbaren Sounds ein absolutes Highlight.“
Umlackieren oder nicht?
Unter Fans sorgt eine Frage für Gesprächsstoff: Wird die Bearcat künftig im Red Bull Design fliegen? „Das ist die Millionen-Dollar-Frage“, schmunzelt Eskil. „Letztlich entscheiden das die Eigentümer. Aber persönlich finde ich die Blue-Angels-Lackierung wunderschön und würdevoll. Sie verbindet die Maschine mit einer großen Tradition der Showfliegerei – und das passt hervorragend zu uns.“
Mehr als nur Metall
Die Ankunft der Bearcat bedeutet weit mehr als einen reinen Flottenzuwachs. Sie bewegt die Herzen ebenso, wie sie die Luft bewegt, und steht für das große Engagement der Flying Bulls, fliegende Legenden lebendig zu halten – durch Bewegung, Sound und Geschichten. „Das gesamte Team – von den Eigentümern bis zu unseren Ingenieuren und Piloten – hat das möglich gemacht“, sagt Eskil Amdal. „Und wir fliegen diese Maschinen nicht nur für uns selbst. Wir tun es, um zu inspirieren, um zu verbinden – und um den Menschen Flügel zu verleihen.“